Donnerstag, 14. August 2014

Vancouver, zwischen den Extremen

An der Kreuzung stehen Anzugträger, Touristen und SIGGRAPH-Besucher brav mit dem obligatorischen Kaffeebecher in der Hand, auf die grüne Welle wartend. Auf der anderen Straßenseite ein offensiv agierender Bettler mit einem Pappschild, das einen anschreit "HIV &Hungry".Was ist das für eine Stadt, in der die Extreme so krass und unversöhnlich nebeneinander stehen? Das saturierte Vancouver, das auf der Rangliste der lebenswertesten Städte weltweit einen Spitzenplatz einnimmt, und mittendrin völlig unübersehbare Armut. Auf der einen Seite die geschleckten Straßenzüge mit den vielen polierten Skyscrapern, den herrlichen grünen Bäumen, der sich beispielsweise von der Robson Street auftuende Blick auf das glitzernde Meer und der ganz generellen Gepflegtheit, sprich den gefegten Gehsteigen, den ordentlich umgegrabenen Blumenbeeten und Parkanlagen. Dazu die rigorosen Vorkehrungen zum Erhalt der städtischen Ordnung: Rauchen ist ungern gesehen und nur in 5-7m Entfernung zu öffentlichen Gebäuden überhaupt möglich, bei Nicht-Beachtung des Rauchverbots an den Uferpromenaden oder in Parks werden bis zu 250 Kanadische Dollar fällig, öffentlicher Alkoholkonsum wird genauso geahndet wie das Überqueren der Straße bei fehlender Ampelanlage. Auf der anderen Seite unvermittelt Bettler, Obdachlose, Junkies, oft auf offener Straße campierend. Ein disruptives Moment inmitten pittoresker Postkartenhaftigkeit, eine Vergegenwärtigung sozialen Ungleichgewichts. Obwohl die Obdachlosigkeit - die nach wie vor als Folgeentwicklung explodierender Immobilienpreise in den 80er Jahren gilt - seit 2011 nicht mehr ansteigt und sicherlich auch mit sozialen Maßnahmen angegangen wird: die Stadt wirkt auf mich, als würde sie diese eigene klaffende Wunde einfach hinnehmen.

1 Kommentar:

  1. Like. ( :P ) Hab vor zwei Minuten welche von meinen Fotos aus Mexico-City angeschaut und kurz danach der Artikel ... jetzt schwelge ich in Erinnerungen! Weiter einen großartigen Trip, Dir!

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