Ein Dreieck wird ganz klassisch durch drei Punkte definiert, die nicht auf einer Geraden liegen. Die literarische und filmische Dreieckskonstellation entspricht im Wesentlichen der geometrischen Definition: Auch sie wird normalerweise durch drei Handlungsfiguren definiert - und nichts an ihr ist einfach, geschweige denn gerade; dafür gibts Dreierdynamik ohne Ende, ob Drama oder Komödie. Es sei denn, ein Tom Tykwer versucht sich daran. Da kann ein Dreieck schon mal rund werden. Oder schlicht und einfach formlos.
Dabei stimmen die geometrischen Bausteine in Tykwers "Drei": großartige Schauspieler (Sophie Rois, Devid Striesow, Sebastian Schipper) und interessante Koordinaten: Simon und Hanna sind seit Ewigkeiten zusammen und langweilen sich ein bisschen, beide gehen fremd und zwar unwissentlich mit Demselben, nämlich Adam... Und trotzdem: So richtig dreieckig wird das Ganze nie; nie wird der Film wirklich lustig oder wahrhaft traurig, immer lässt er den Tiefgang vermissen. Letzteres ist vor allem der Charakterisierung geschuldet: Die Figuren bleiben hoffnungslos unglaubwürdig und uninteressant, weil sie in ihren überzeichneten Stereotypisierungen förmlich ersticken. Selbst die Erotik - eigentlich eine erwartbare Ingredienz bei einer Dreiecksgeschichte - ist abwesend, ständiger Nacktheit zum Trotz. Stattdessen werden Nebenhandlungsstränge angekaut und dann liegen gelassen, stattdessen jagt ein Filmschnitt den nächsten... Rois&Co werden gedankenlos verheizt in einem Film, der so sehr damit beschäftigt ist, Zeitgeist sein zu wollen, dass er die Kategorien "Figur", "Plot" und "Kohärenz" gänzlich vernachlässigt, ja eigentlich abschafft.
Was dabei entsteht und als Einziges übrig bleibt ist eine völlig künstlich wirkende Werbefilm-Collage (als Werbefilm kann "Drei" auch nicht besonders viel: Ebook, Berliner Szenelocations, Robert Wilson, ein zur Seite geworfenes Bachmann-Buch und Gunther von Hagens - so richtig neu ist das alles nicht) mit pseudopolitischer Grundierung (Islamdebatte meets Diskussionen über Fortpflanzung im Ethikrat meets Genderdiskussion). Vielleicht wäre sogar das noch zu ertragen, wenn ein kleiner Konflikt das hässliche Werbefilm-Collagenbaby in die Luft sprengen würde, aber Tykwer ist irgendwie nicht so auf Konflikt gepolt - kein Konflikt, so weit das Auge reicht. Simons Schock über die eigene Bisexualität hält drei Sätze an, Hannas Schwangerschaft vielleicht eine Kameraeinstellung, dann fliegt schon die ganz Affären auf, Hanna ist eine Minute lang hochschwanger in der Londoner Hippieszene, dann liegen alle drei miteinander nackig im Bett, alles ist heititei. Und Abspann. Das mag das Feuilleton als geradezu revolutionäres Plädoyer für die Emanzipation von (Geschlechter)Kategorien deuten, es bleibt eine aufgesetzte, unpolitische Geste der Beliebigkeit in einem Film, der eigentlich nicht mal selber weiß, was an ihm jetzt eigentlich interessant sein soll. Judith Butler würde müde lächeln.
Und das Dreieck sitzt in der Ecke und weint.
Dabei stimmen die geometrischen Bausteine in Tykwers "Drei": großartige Schauspieler (Sophie Rois, Devid Striesow, Sebastian Schipper) und interessante Koordinaten: Simon und Hanna sind seit Ewigkeiten zusammen und langweilen sich ein bisschen, beide gehen fremd und zwar unwissentlich mit Demselben, nämlich Adam... Und trotzdem: So richtig dreieckig wird das Ganze nie; nie wird der Film wirklich lustig oder wahrhaft traurig, immer lässt er den Tiefgang vermissen. Letzteres ist vor allem der Charakterisierung geschuldet: Die Figuren bleiben hoffnungslos unglaubwürdig und uninteressant, weil sie in ihren überzeichneten Stereotypisierungen förmlich ersticken. Selbst die Erotik - eigentlich eine erwartbare Ingredienz bei einer Dreiecksgeschichte - ist abwesend, ständiger Nacktheit zum Trotz. Stattdessen werden Nebenhandlungsstränge angekaut und dann liegen gelassen, stattdessen jagt ein Filmschnitt den nächsten... Rois&Co werden gedankenlos verheizt in einem Film, der so sehr damit beschäftigt ist, Zeitgeist sein zu wollen, dass er die Kategorien "Figur", "Plot" und "Kohärenz" gänzlich vernachlässigt, ja eigentlich abschafft.
Was dabei entsteht und als Einziges übrig bleibt ist eine völlig künstlich wirkende Werbefilm-Collage (als Werbefilm kann "Drei" auch nicht besonders viel: Ebook, Berliner Szenelocations, Robert Wilson, ein zur Seite geworfenes Bachmann-Buch und Gunther von Hagens - so richtig neu ist das alles nicht) mit pseudopolitischer Grundierung (Islamdebatte meets Diskussionen über Fortpflanzung im Ethikrat meets Genderdiskussion). Vielleicht wäre sogar das noch zu ertragen, wenn ein kleiner Konflikt das hässliche Werbefilm-Collagenbaby in die Luft sprengen würde, aber Tykwer ist irgendwie nicht so auf Konflikt gepolt - kein Konflikt, so weit das Auge reicht. Simons Schock über die eigene Bisexualität hält drei Sätze an, Hannas Schwangerschaft vielleicht eine Kameraeinstellung, dann fliegt schon die ganz Affären auf, Hanna ist eine Minute lang hochschwanger in der Londoner Hippieszene, dann liegen alle drei miteinander nackig im Bett, alles ist heititei. Und Abspann. Das mag das Feuilleton als geradezu revolutionäres Plädoyer für die Emanzipation von (Geschlechter)Kategorien deuten, es bleibt eine aufgesetzte, unpolitische Geste der Beliebigkeit in einem Film, der eigentlich nicht mal selber weiß, was an ihm jetzt eigentlich interessant sein soll. Judith Butler würde müde lächeln.
Und das Dreieck sitzt in der Ecke und weint.
Wenn du DAS Ingredienz schreiben willst, dann mit S statt Z.
AntwortenLöschenDie Ingredienz, das Ingrediens. :-)
Die Grammatik sitzt in der Ecke und weint.