Montag, 28. Februar 2011

Und das Ende vom Lied - Ist vielleicht Schlafen doch besser?

My oh my. Natalie Portman hat den Oscar für ihren hervorragenden Babybauch und ihre baldige Mutterrolle bekommen. Großartig. Jetzt brauch sie nur noch anfangen, in relevanten Filmen mitzuspielen. Oder Jennifer Lawrence kriegt einfach noch irgendwann nen Oscar. Dann guck ich die Chose wieder. Ach, ein Lichtblick, nicht nur Colin kriegt noch einen - "The King's Speech" kriegt den Oscar für den besten Film und straft die fürchterlich belanglose Veranstaltung mit ihrer SocialNetwork-Mentalität und ihrem fantasielosen MusicVideo-Charme gnadenlos ab. Wenn jetzt noch Anne Hathaway versehentlich an ihrem eigenen Grinsen erstickt, war es dann doch noch irgendwie ne schöne Nacht.

Ein neues Tief tut sich auf

Standing Ovations für eine weitere Anmoderation und es ist niemand Geringeres aaaals Billy Crystal. Die Inkarnation eines glucksenden Lachens, die Geburt des Humors - ähhh: nicht. Ein weiteres Indiz für die knochentrockene, blutleere Veranstaltung, der ich inzwischen kleinäugig beiwohne.
Oh mei, ist das lahm. War es ja schon immer, aber es hatte Stil. Dreßig Sekunden ist James Franco mal ganz Frau, ganz Drag und es ist einfach unfassbar öde. Vielleicht lässt sich ja die diesjährige Preisverleihung doch daran messen, dass ein Oscarfavorit musikalisch von Trent Reznor untermalt wurde - Nine Inch Nails zum Kuscheln und Ganz-Fest-In-Den-Arm nehmen, da hört halt dann doch die Welt auf.

Philosophieren übers Gewinnen

Tränen: Mitnichten ist das Geheule auf der Bühne eine Art emotionale Reaktion oder Überforderung - vielmehr ist sie die Sprachlosigkeit, die Ermangelung intelligenter Worte. Namen vergessen: kein Schock, sondern vielmehr ein wahrhafter Moment des geadelten Narzissmus, der endlich mal ganz mit sich allein ist. Vergiss die alberne Ehefrau!

The Oscars begin...

und die Moderatoren sind... heut nicht so lustig... allen machen auf sentimental und "die guten alten Zeiten" - und stellen ihre beleibten Verwandten im Publikum bloß...ähh vor. Anne Hathaway und James Franco sind halt beide nun noch nicht - nun ja - sagen wir: ohne Ende aufgefallen.

Sonntag, 20. Februar 2011

Welche Freiheit denn bloß? Über Franzen und Sojamilch

Vielleicht ist die Soziologie schuld. Oder vielleicht eher der Konstruktivismus. In jedem Fall aber die Überzeugung, dass sich Identität oder Charakter nur im Hinblick auf die sie/ihn konstituierenden sozialen Momente beschreiben und erzählen lassen. Anders lässt sich Jonathan Franzens Motivation, seinen neuen Roman Freedom zu verfassen, kaum erklären. Anders als in vielen - vor allem anglo-amerikanischen, aber auch den deutschen - Medien gehypt, handelt es sich hier nicht um eine große Erzählung in amerikanischer Tradition, angelehnt an - man höre und staune - Tolstoys "Krieg und Frieden", sondern um einen Roman, der alles (erzählen) will und sich dabei in einer Endlosschleife von Banalitäten und Oberflächlichkeiten verfängt. Obwohl Freedom vorgibt, sich mit einer Familiengeschichte auseinander setzen zu wollen, möchte er doch in erster Linie LIVE sein und vor allem REAL. Und dafür ist ihm jede Referenz auf den zeitgenössischen Film-, Musik- und Politikgeschmack Recht.

Im Zentrum des Romans steht die 20 Jahre währende Ehe von Patty und 'Walter Berglund, deren Höhen und Tiefen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. B.B. Myers' grandiose Rezension in "The Atlantic" mokiert sich vor allem über die Durchschnittstypen und -protagonisten, die den Plot bleischwer, grauöd erscheinen lassen: Patty, die sich selbst schon für langweilig hält und dann den "soliden" und "netten" Walter heiratet, während sie eigentlich Gefühle für dessen besten Freund und "unzuverlässigen" Musiker Richard hegt und mit ihm dann in späteren Jahren eine Affäre anfängt...Die (vor allem inneren) Konflikte, die sich aus der Affäre und Pattys heimlichen Gefühlen für Richard ergeben, sind danach das große Thema von Freedom und nebenbei noch ALLE ANDEREN DINGE, die Freiheit als Stichwort oder Lebensmaxime im Post-9/11-Amerika auch nur streifen. Die daraus notwendigerweise entstehende Oberflächlichkeit, die sich auch in der sprachlichen Trivialität niederschlägt, sind aber nur Teil des Problems. Weitaus schwerer wiegt nämlich Franzens Genügsamkeit: Konflikte sind bloßes Beiwerk, psychische Störungen dezent gestreute Accessoires; nichts scheint Franzen dauerhaft zu interessieren, alles bleibt Aufzählung. Franzen hätte gut daran getan, einen x-beliebigen Schreibratgeber aufzuschlagen: Der Terminus "Show, don't tell" gilt halt auch und vielleicht sogar gerade für die Profis.

Franzens Erzählweise wirkt dann auch eher wie angestrengte Fleißarbeit: Häkchen für political incorrectness, Häkchen für Klimawandel, Häkchen für zweifelhafte SchönheitsOPs... Franzens Hommage an den Zeitgeist gipfelt in einer zweiseitigen, sich betont lässig gebenden Beschreibung eines Bright-Eyes Konzert (mit obligatorischem Kniefall vor Conor Oberst). Muss das sein? Derartiges Pseudo-Kennertum wirkt arg jedenfalls arg befremdlich und qualitativ mittelmäßig bis minderwertig. Gleiches gilt auch für die Figuren - Franzens Interesse gilt einzig einem grünen, demokratischen, unangepassten und emanzipierten Lifestyle, bei dem die fehlende Sojamilch im Kaffee eine vorgestrige Todessünde darstellt. Es scheint mitunter, als wolle Franzen bewusst ein politisches Programm bewerben. Kein Wunder, dass Freedom unter Oprah Winfreys Buchempfehlungen landete.

Ausgerechnet die von Franzen zum erbärmlichen Leben erweckte Rockstarkarikatur Richard Katz darf sich dann zur nicht existierenden Romansubstanz (von) Freedom äußern: im Interview mit einem pubertierenden Fan bekennt Richard die eigene Mittelmäßigkeit und pseudokritische Lebensart, die sich nicht nur Grammygewinner, sondern auch Durchschnittsbürger allzu gern aufs T-Shirt drucken, natürlich ohne Konsequenzen zu ziehen oder wirklich politisch und gesellschaftlich aktiv zu werden. Die Wut und der Zynismus, die Franzen ganz meisterlich in Richards Stimme legt, vermitteln eine Ahnung von dem, was Freedom vielleicht hätte werden können und seine Korrekturen aus dem Jahr 2001 immer noch sind: ein schonungsloses, oft zynisches Familienportrait, das seine Protagonisten bis auf die letzte Pore entblößt und durch diese Detailtreue auch der Gesellschaft den Spiegel vorhält. Und das ganz ohne Verweise auf Zeitgeist.

Montag, 7. Februar 2011

And the Oscar goes to the terribly dull ... (insert virtually any 2011 nominated film here)

Was haben "The Social Network" und "Black Swan" gemeinsam? Richtig, beide sind für fünf und mehr Oscars nominiert. Eine weitere Gemeinsamkeit: Much Ado About Nothing. Ich will ja wirklich mal wieder was gut finden, aber bei derartig flachen Dialogen, so übertrieben vorsichtig angekratzter Oberfläche und äußerst mittelmäßigen Schauspielkünsten fällt Lachen schwer und Enthusiasmus wird unmöglich. Was ist bloß los mit dem Mainstreamkino, dass es nicht mal mehr gute Geschichten erzählen kann? Es bleibt zu hoffen, dass "The King's Speech" abräumt. Bei aller Irritation über das (traditionell-wertorientierte) Monarchie-Setting des Films stimmt hier alles: die wunderbaren SchauspielerInnen, die Story und der süffisante, britische Humor:
---> http://www.imdb.com/title/tt1504320/quotes?qt1399688